Das Lesen von Sonagrammen

Lösung zur Abbildung LN2 in Kapitel V


Abb. LN2b:

Das Sonagramm läßt sich in 18 Segmente unterteilen mit fünf Lateralen und vier Nasalen.
Die Grenze zwischen Segment 7 und 8 könnte auch weiter nach rechts verschoben werden. Der Schwa in Segment 9 zwischen Lateral und Nasal wurde möglicherweise 'verschluckt', so daß Segment 8 und 9 zu einem Lateral verschmelzen.
Auf eine Grenze zwischen Segment 15 und 16 deutet lediglich die unterbrochene Linie zwischen den beiden Segmenten sowie schwache Formantbewegungen in Segment 16. Auch die Segmentdauer gibt Anlaß zu der Vermutung, daß es sich um zwei Segmente handeln muß.

Die Segmente 2, 8 (und evtl. 9), 11, 13 und 18 enthalten einen Lateral, die Segmente 6, 10, 15 und 16 einen Nasal.
In Segment 2 ist aufgrund der relativ hohen Intensität über den gesamten Frequenzbereich ein Nasal ausgeschlossen. Für einen Lateral spricht eine Lateralverschluß-Lösung im ersten Teil des Segments, ebenso wie der tiefe erste Formant und ein sehr schwacher F2 bei etwa 1800 Hz.
Bei Segment 6 und 10 muß es sich wegen der ausgeprägten Antiformanten um einen Nasal handeln, dessen Artikulationsstelle als alveolar zu bestimmen ist anhand von Formanttransitionen der anliegenden Vokale zu einem schwach ausgeprägten zweiten Formanten bei etwa 1800 Hz.
Über Segment 8 und 9 haben wir bereits gesprochen. Dieser Sonagrammbereich erinnert stark an einen vorderen mittelhohen Vokal. Lediglich der relativ große Abstand zwischen F2 und F3 und eine Lateralverschluß-Lösung zu Beginn des Segments weisen auf einen Lateral hin.
Zu Beginn von Segment 11 könnte man - auch wegen des vorausgehenden Nasals - den Burst eines Plosivs vermuten. Möglicherweise wurde sogar beim artikulatorischen Übergang von [n] zu [l] ein kurzer Verschluß produziert. Tatsächlich enthält dieses Segment jedoch einen Lateral, dessen Endgrenze auch etwas nach links verschoben sein kann. Dafür spricht die Lateralverschluß-Lösung zu Beginn der Formantbewegungen sowie die 'typischen' Lateral-Formantwerte von F1 < 500 Hz, F2 bei knapp 2000 Hz und F3 etwa 1000 Hz darüber.
Segment 13 enthält einen leichter zu erkennenden Lateral: Die deutlichen Antiformanten schließen einen Vokal aus, wohingegen das Segment im Frequenzbereich bis 5000 Hz deutlich zu viel Energie für einen Nasal aufweist. Die Formantwerte, F1 < 500 Hz, F2 bei etwa 1800 Hz und F3 ca. 1000 Hz darüber, räumen die letzten Zweifel aus.
Das Nasalpaar in Segment 15 und 16 ist ebenfalls zweifelsfrei zu bestimmen: deutliche Antiformanten, zu wenig Energie für einen Lateral und abrupte Grenzen zu den anliegenden Segmenten. Aufgrund des Formantverlaufs von Segment 14 zu 15 und einem F2 bei etwa 2000 Hz handelt es sich bei Segment 15 um einen alveolaren Nasal. Da zu Beginn des Folgesegments von Segment 16 sehr steile F2-Transitionen zu erkennen sind, wird es sich um einen labialen Nasal handeln.
Der Lateral am Äußerungsende beginnt mit einer Lateralverschluß-Lösung und einem abrupten Energieabfall im gesamten Frequenzbereich oberhalb des ersten Formanten F1 < 500 Hz. Sein F2 liegt bei knapp 2000 Hz, F3 etwa 1000 Hz darüber. Damit ist auch ein Lateral im vorausgehenden Segment 17 ausgeschlossen.


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Kirsten Machelett