Das Lesen von Sonagrammen

Lösung zur Abbildung P7 in Kapitel V


Abb. P7b

Das Sonagramm kann in 19 Segmente unterteilt werden, von denen acht Plosive enthalten: die Segmente 1, 4, 7, 10, 12, 14, 16 und 18.
Bei der Segmentierung könnte man Segment 3 und 4 zusammenfassen wollen. Es handelt es sich hier jedoch um einen Nasal, dem ein homorganer Plosiv folgt, deutlich erkennbar am Burst zum Ende von Segment 4, sowie einem 'Verschwinden' des ersten Formanten kurz vorher.

Bei Segment 1 handelt es sich um einen stimmhaften, verlaren Plosiv, da sowohl eine Mehrfachverschlußlösung als auch ein deutlicher Burstschwerpunkt knapp unter 1000 Hz zu erkennen ist. Ein Glottal-Stop wird an dieser Stelle ausgeschlossen, da das Segment mit einem 'voice bar' beginnt und auch der Frequenzschwerpunkt nicht genau mit der Lage der beiden ersten Formanten des Folgevokals übereinstimmt.

Eine 'unterbrochene' Struktur des Bursts in Segment 4 und parallel verlaufender F2 und F3 deuten auf einen alveolaren Plosiv. Der zweite Formant des Folgevokals zeigt auf einen Lokus von etwa 2000 Hz, weshalb ein labialer Plosiv auszuschliessen ist.

Der entstimmte, nicht aspirierte labiale Plosiv in Segment 7 ist nicht eindeutig zu bestimmen. Zwar fallen die Formanten des vorausgehenden Vokals stark ab, jedoch scheint der zweite Formant des Folgevokals eher auf einen Lokus von mindestens 1500 Hz hinzudeuten, was einen alveolaren Plosiv vermuten ließe. Der Burst ist gut ausgeprägt, hat allerdings deutlich höhere Intensität im Frequenzbereich 1000 - 3000 Hz, was wiederum als Indiz für einen labialen Plosiv gewertet werden kann.

Auf den stimmlos aspirierten, alveolaren Plosiv in Segment 10 deuten nur parallel verlaufender F2 und F3 während der Aspirationsphase sowie ein leicht unter 2000 Hz liegender F2-Lokus.

Zwei deutlich abgesetzte Verschlußlösungen mit Burstschwerpunkten in Segment 12 deuten auf einen velaren Plosiv. Leicht konvergierender zweiter und dritter Formant des vorausgehenden und folgenden nicht hinteren Vokals bestätigen diese Vermutung. Da weder Aspiration noch ein 'voice bar' zu sehen sind, handelt es sich um ein entstimmtes [g].

Ebenfalls auf einen entstimmten, velaren Plosiv in Segment 14 deuten lediglich konvergierender F2 und F3 des vorausgehenden vorderen Vokals. Eine Verschlußlösung ist nicht zu erkennen. Sie erfolgte vermutlich, als das Velum für den folgenden Nasal bereits gesenkt war.

Für die Identifikation des alveolaren, stimmlos aspirierten Plosivs in Segment 16 geben uns lediglich eine 'unterbrochene' Burststruktur und der Verlauf der Formanten des Folgevokals Hinweise.

Einfacher ist die Bestimmung des velaren, entstimmten Plosivs in Segment 18: Ein deutlicher Burstschwerpunkt sowie konvergierender F2 und F3 sowohl des vorausgehenden als auch des folgenden, nicht hinteren Vokals.


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Kirsten Machelett