Das Lesen von Sonagrammen

Lösung zur Abbildung V2 in Kapitel V


Abb. V2b:

Das Sonagramm kann in 13 Segmente unterteilt werden, von denen fünf Vokale und zwei Diphthonge enthalten. Bei dem jeweils zwischen zwei Vokalen liegenden Segment 6 und Segment 10 kann es sich nicht um einen Vokal handeln, da eine deutliche Intensitätsreduktion an den Vokalgrenzen zu erkennen ist: das Erkennungszeichen für einen Lateral.

Das erste Segment enthält einen hohen Vorderzungenvokal, da die F1/F2-Distanz sehr groß und die F2/F3-Distanz sehr klein ist. Ein F2 von 'nur' 2000 Hz spricht für [y] oder [e].

Nahezu äquidistante Formantwerte in Segment 3 weisen auf einen zentralenVokal, der sehr hohe F1 auf den tiefen Zentralvokal [a].

Eine große F2/F3-Distanz und ein tiefer F2 von gut 1000 Hz in Segment 5 sprechen für einen hinteren Vokal. Der hohe, fast mit dem F2 verschmelzende F1 verweist auf einen tiefen Hinterzungenvokal.

Äquidistante Formantwerte in Segment 7 sind das Erkennungszeichen des zentralen Schwa.

Segment 9 zeigt den Diphthong [aI], beginnend mit einem tiefen Zentralvokal, erkennbar an dem sehr hohen F1 und einem niedrigen F2. Der fallende F1 zeigt an, daß die Zungenhöhe steigt, der stark ansteigende F2 verweist auf eine nach vorn 'wandernde' Zunge.

Segment 11 enthält ebenfalls einen Diphthong, der diesmal mit einem Zentralvokal beginnt (äquidistante Formantwerte). Dann wird die Zunge zurückgezogen (F2 sinkt) und der zentrale geht in einen hinteren Vokal über. Der unverändert hohe F1 zeigt, daß die Zungenhöhe beibehalten wird.

Beim letzten Segment 13 handelt es sich ebenfalls um einen Schwa (äquidistante Formantwerte).


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Kirsten Machelett