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SGL Antworten: Das Lesen von Sonagrammen V0.2
Das Lesen von Sonagrammen - Antworten
Kirsten Machelett
KAPITEL I
- Die Zeit wird auf der x-Achse, die Frequenz in Hz auf der y-Achse dargestellt. Die Intensität als dritter Parameter wird am Grad der Schwärzung abgelesen.
- An den Glottisschlägen.
- Das Breitband-Sonagramm hat eine hohe Auflösung im Zeitbereich, so daß die einzelnen Glottisschläge und auch die Formanten gut zu erkennen sind.
Das Schmalband-Sonagramm hat eine hohe Auflösung im Frequenzbereich, mit dem Tonhöhenverlauf sowie Lage und Verlauf der Obertöne erkennbar sind.
- Formanten sind nur im Breitband-Sonagramm zu sehen und wichtiges Merkmal von Vokalen.
B
Die Harmonischen (Obertöne) sind nur im Schmalband-Sonagramm zu erkennen. Sie verlaufen immer parallel und ihre Abstände sind jeweils gleich groß.
KAPITEL II
- Vokale zeichnen sich durch ihre Formanten aus, die im Sonagramm als waagerechte Balken (Frequenzbänder) zu sehen sind.
- Bedingt durch die größere artikulatorische Enge bei Konsonanten liegt der erste Formant bei Konsonanten immer tiefer als bei Vokalen. Folgt ein Konsonant auf einen Vokal, wird der erste Formant im Sonagramm nie ansteigen.
- Der Plosiv besteht aus den folgenden drei Phasen:
- Verschlußbildung: es erfolgt ein rapider Abfall der Energie über den gesamten Frequenzbereich.
- Verschlußphase: gekennzeichnet durch völlige akustische Stille während der gesamten Verschlußphase. Bei stimmhaften Plosiven ist lediglich der 'voice bar' unterhalb 500 Hz zu sehen.
- Verschlußlösung: es erfolgt ein sprunghafter Anstieg der spektralen Energie (burst). Dieser Burst ist in der Regel im Sonagramm als senkrechte Linie zu erkennen. Dem Burst können Formanttransitionen oder eine Aspirationsphase folgen. Bei Affrikaten folgt unmittelbar der Frikativ.
- Glottal-Stop: zu erkennen an einem oder auch mehreren Glottisverschlüssen zu Beginn des Vokals, deren Formantstruktur der des folgenden Vokals entspricht.
Glottalisierung: Da die Grundfrequenz absinkt, vergrößert sich der Abstand der Glottisschläge im Sonagramm sichtbar. Wir sehen unregelmäßige Glottisschwingungen mit gleichbleibender Formantstruktur.
- Durch sogenannte Antiformanten wird das Formantspektrum oberhalb von etwa 500 Hz stark gedämpft, was besonders deutlich in Vokalumgebung zu sehen ist.
- Konsonantisch: Durch den alveolaren Teilverschluß mit der Zungenspitze sowie einer Engebildung in der Uvulagegend entsteht ein tiefer F1. Zudem dämpfen Antiformanten das Spektrum leicht.
Vokalisch: Durch seitlich offene Passagen erhält der Lateral seine meist klare Formantstruktur.
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- Frikative erkennen wir anhand ihrer "Geräuscheigenschaften" im Sonagramm. Ihre stochastische Schwärzung weist in den Frequenzbereichen oberhalb von 2500 Hz wesentlich mehr Intensität auf als in den unteren Frequenzbereichen.
- Je weiter hinten die Artikulationsstelle des Frikativs liegt, desto größer ist der vordere Resonanzraum und desto ausgeprägtere Strukturen weist das Spektrum des Frikativschalls auf.
KAPITEL III
- Mit sinkender Zungenhöhe steigt F1. F2 sinkt mit nach hinten verschobener Zungenposition und mit Lippenrundung.
- Bei vorderen Vokalen liegen 1. und 2. Formant sehr weit auseinander ("diffuse, acute").
Bei hinteren Vokalen liegen die beiden ersten Formanten eng beieinander im unteren Frequenzbereich ("compact, grave").
Bei den zentralen Vokalen haben die drei ersten Formanten relativ gleichmäßige Abstände, beim Schwa sind sie sogar äquidistant.
- Wir erwarten fallende Transitionen zum labialen Konsonanten hin.
- Lokus und Transitionsverläufe, Transitionsdauern, sowie Intensität und spektrale Zusammensetzung des Bursts.
- a) Konvergieren zweiter und dritter Formant bei einem vorderen Vokal, handelt es sich um einen velaren Plosiv.
b) Konvergieren erster bis dritter Formant bei einem hinteren Vokal, handelt es sich um einen alveolaren Plosiv.
- Für einen velaren Plosiv.
- Einige Eigenschaften des Glottalstops, die ihn von den Plosiven unterscheiden:
- Es folgt immer ein Vokal.
- Es treten keine Formanttransitionen zum Folgevokal auf.
- Die Verschlußphase ist immer stimmlos.
- Es gibt keine Aspirationsphase.
- Mit akustischer Tiefe wird der Abstand der Artikulationsstelle im Mundraum von der Mundöffnung bezeichnet, d.h. je weiter hinten die Artikulationsstelle liegt, desto größer ist die akustische Tiefe.
Bei Frikativen sinkt mit zunehmender akustischer Tiefe auch die artikulatorische Tiefe, d.h. der Frequenzschwerpunkt (Frequenzbereich mit der höchsten Intensität) der Frikativs sinkt.
Zugleich wird das Frequenzspektrum der Frikative mit zunehmender artikulatorischer Tiefe zunehmend strukturierter. Es kommt zur Ausbildung von formantähnlichen Strukturen.
- Beide Frikative weisen eine hohe Intensität auf. Postalveolare Frikative haben jedoch eine deutlich höhere Intensität als alveolare. Die Untergrenze des Energieschwerpunkts liegt beim postalveolaren Frikativ mit ca 2500 Hz deutlich tiefer als beim alveolaren mit 4000 - 5000 Hz.
- Beide Frikative weisen formantähnliche Strukturen auf. Der velare Frikativ zeichnet sich durch Friktionsenergie bis in die untersten Frequenzbereiche (um 1000 Hz) aus, wohingegen beim palatalen Frikativ die Untergrenze des Frequenzschwerpunkts bei etwa 3000 Hz liegt.
Kontextinformation kann ebenfalls hilfreich sein.
- Die Untergrenze liegt bei Vokalen mit tiefem F2 (hintere Vokale) etwa 500 - 1000 Hz tiefer als bei Vokalen mit hohem F2 (vordere Vokale).
- Das /r/ kann alveolar oder uvular, manchmal auch velar realisiert sein. Als Artikulationsmodi sind Trill, Frikativ, manchmal sogar Glide möglich.
- Ein in der Regel gut ausgeprägtes Merkmal des uvularen Frikativs [RR] ist die Annäherung von drittem und viertem Formanten im Zentrum des Frikativs, oft sichtbar als "Kreuzung" von F3 und F4.
- Die Schläge des alveolaren [r] sind meist regelmäßiger und friktionsfreier als die des uvularen [R].
F3 bis F4 konzentrieren sich beim [r] auf den Frequenzbereich 0 - 3000 Hz, wobei F3 und F4 oft so eng zusammen liegen, daß sie verschmelzen.
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Kirsten Machelett
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