Das Lesen von Sonagrammen V1.0 - Vertiefung
Segmentation

Obwohl sich nach Fant (1969) akustische Grenzen auf streng phonetische Transkription bezogen und nicht direkt als Phonemgrenzen verstanden werden können, enthalten seine Kriterien zur Bestimmung von akustischen Grenzen im Sonagramm wertvolle Hinweise auch für eine phonemische Segmentation.

Akustische Grenzen sind an zeitlich lokalisierten Änderungen der Lautmuster erkennbar. Sie unterteilen sprachliche Äußerungen in Einheiten der Dimension 'Sprachlaut' oder kleiner. Unter einer Dimension kleiner als der Sprachlaut können wir uns beispielsweise die Zerlegung eines Plosivs in Verschlußphase, Burst und Aspirationsphase vorstellen.

Da jeder Sprachlaut als gefiltertes Produkt einer Quelle betrachtet werden kann, assoziiert man praktischerweise Sprachlautgrenzen mit einem Wechsel der Quelle, also ihres Typs (z.B. Glottis, Friktion) oder der Intensität der Quelle, einer schnellen Änderung der Vokaltrakt-Funktion oder mit der simultanen Änderung sowohl von Quelle und Filter.

Die Bestimmung der Segmente erfolgt nach FANT (1963) auf der Basis binärer Entscheidungen, ob ein Segment eine bestimmte Eigenschaft aufweist oder nicht. Er unterscheidet neun Segmenttyp-Eigenschaften, mit Hilfe derer eine Lautfolge segmentiert und identifiziert wird.


Eigenschaften der Quelle:  1 stimmhaft
                           2 geräuschartig
                           3 transient (für Bursts)
Eigenschaften des Filters: 4 Verschluß
(Resonators)               5 frikativ
                           6 lateral
                           7 nasal
                           8 vokalisch
                           9 Transition.

Als wichtige Segmentationskriterien gelten spektrale Veränderungen, Amplituden-/ Intensitätsänderungen und Formantverläufe.


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Kirsten Machelett