Bestimmung des Artikulationsmodus
Kirsten Machelett
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Während erster, zweiter und dritter Formant vokalspezifisch sind, d.h. relativ sprecherunabhängig immer annähernd gleiche Frequenzwerte annehmen, sind die Frequenzwerte ab dem vierten Formanten überwiegend für Klangfarbe und Charakterisitk der Sprecherstimme verantwortlich. Sie dienen in erster Linie der Identifikation eines Sprechers und nicht eines Vokals.
Daher werden wir uns bei der Vokalidentifikation im Sonagramm ebenfalls nur auf die ersten drei, meist sogar nur die ersten beiden Formanten konzentrieren. Der Verlauf des dritten Formanten wird uns zuweilen helfen, die Artikulationsstelle eines angrenzenden Konsonanten, meist Nasal oder Plosiv, zu erkennen.
Die Formanttabelle in Abbildung 2V.1 zeigt die bei Männern (M), Frauen (W) und Kindern (Ch) durchschnittlich gemessene Grundfrequenz F0 und die Frequenzwerte der drei ersten Vokalformanten.

Abb. 2.1: Formanttabelle mit Grundfrequenz F0 und F1, F2, F3 der Vokale, gemittelt über 76 Sprecher: Männer (M), Frauen (W) und Kinder (Ch). (entnommen aus: PETERSON, BARNEY, 1952, S.183)
 
 
Abb. 2.2: "Biedermeier" mit Vokal-Kennzeichnung [i],[A],[aI A] 
 
   
Die sehr häufige silbenfinale r-Vokalisation nach einem Vokal wie z.B. in "Uhr" 
[u 
Das Sonagramm der Äußerung "Da ist mein Neuhaus" in Abbildung 2.3 
zeigt die gleitenden Formantübergänge (Transitionen) der Diphthonge. Zu 
sehen ist außerdem die monophtongische Vokalfolge /a-i/. Wir beobachten zwar 
ebenfalls einen Übergang der Formanten vom /a/ zum /i/, doch weisen hier die 
beiden Vokale wesentlich längere quasikonstante Phasen auf, wohingegen der 
folgende Diphthong [aI] fast ausschließlich aus Transitionen besteht. 
 
 
Abb. 2.3: "Da ist mein Neuhaus" mit markierten Diphthongen [aI  
 
Der sog. harte Stimmeinsatz hängt jedoch unabhängig von Akzentuierung 
und Pausensetzung auch von der Vokalqualität ab und korreliert mit dem 
Öffnungsgrad des Vokals. Damit tritt der Glottal-Stop am häufigsten vor 
/a/, am seltensten vor /i/, /u/ und /y/ auf. (Siehe Kapitel 2.3 "Der Glottal Stop") 
 
  
Mit der Verschlußbildung (Phase I) erfolgt ein abrupter Abfall der spektralen 
Energie. Die Verschlußphase (Phase II) zeichnet sich durch eine völlige 
'akustische Stille' in allen Frequenzbereichen des Spektrums aus, abgesehen von einem 
eventuell vorhandenen Stimmton. Dieser ist als 'voice bar' im untersten 
Frequenzbereich des Sonagramms zu sehen. Während der Verschlußphase 
eines stimmhaften Plosivs schwingen die Stimmlippen so lange weiter, bis der 
Luftdruck im Mundraum groß genug ist, die Phonation zu stoppen oder aber der 
Verschluß gelöst wird. Das erklärt den nicht immer durchgehenden 
Stimmton bei stimmhaften Plosiven.
  
Die Verschlußlösung, der Burst (Phase III), hat einen plötzlichen, 
sprunghaften Anstieg der spektralen Energie in einem bestimmten Frequenzbereich 
zur Folge. Dieser ist bestimmt durch die Burst-Schallquelle, also der 
Artikulationsstelle des Plosivs. Das Verschlußlösungsgeräusch 
stimmhafter Plosive ist mit einer Dauer von nur 10-20 ms sehr kurz. Ihm folgt eine 
sehr schnelle F1-Transition von ca. 50 ms. Bei 
stimmlosen Plosiven ist der Burst in der Regel gefolgt von einer Aspirationsphase 
unterschiedlicher Dauer. Diese liegt etwa zwischen 40 ms und 80 ms.  
Die Aspiration entfällt bei stimmlosen Plosiven in Verbindung mit Frikativen 
und vor Nasalen.  
 
Plosive sind im Sonagramm in der Regel anhand ihrer Verschlußphase sehr gut 
zu erkennen, da während dieser Phase quasi eine 'Lücke' im Sonagramm 
auftritt. Auch bei stimmhaften Plosiven herrscht oberhalb von etwa 500 Hz absolute 
Stille, da Stimmlippenschwingungen nur im untersten Frequenzbereich (d.h. im 
Bereich der F0 und den ersten Harmonischen) über Kehlkopf und 
Körpergewebe abgestrahlt werden können. 
 
Diese Stille gilt als notwendiges akustisches Merkmal für die Perzeption eines 
Plosivs. Fehlt sie, kann kein Plosiv wahrgenommen werden. Das läßt sich 
direkt auf die visuelle Darstellung übertragen. Fehlt die 'akustische Stille', d.h. 
die 'Lücke' im Sonagramm, ist es fast unmöglich, einen Plosiv 
wahrzunehmen, es sei denn, ein Burst läßt sich zweifelsfrei erkennen. 
 
Zu diesem Phänomen sind jedoch einige Anmerkungen notwendig. Geht einem 
stimmhaften Plosiv ein Nasal voraus, kann diese 'Stille' auf wenige Millisekunden 
reduziert werden, besonders wenn Nasal und Plosiv homorgan sind, d.h. dieselbe 
Artikulationsstelle haben. Im Extremfall kann der Plosiv nicht mehr vom Nasal 
getrennt werden, wenngleich er auditiv wahrnehmbar ist (vgl. dazu auch im Kapitel 
4.2 "Leicht zu verwechselnde Laute" die sonagraphische Gegenüberstellung [d] 
vs. [nd] vs. [n].) 
 
Das Sonagramm in Abbildung 2.4 zeigt die stimmhaften Plosive [d] und [g] und 
zweimal den stimmlos aspirierten Plosiv [th] in der Äußerung "das gute 
Boot". 
 
 
Abb. 2.4: "das gute Boot" mit den stimmhaften Plosiven [d] und [g] und dem stimmlos 
aspirierten Plosiv [th] 
 
Die Verschlußphase stimmhafter Plosive ist meist kürzer als die der 
stimmlosen und auch ihr Burst ist wesentlich 
schwächer. Während der Produktion stimmloser Plosive wird hinter dem 
Verschluß ein wesentlich stärkerer Druck aufgebaut, was einen Burst 
höherer Intensität zur Folge hat. 
 
Die anstelle der stimmhaft/stimmlos-Unterscheidung vorgeschlagene, perzeptiv 
wahrnehmbare 'fortis-lenis'-Unterscheidung ist beim Lesen von Sonagrammen wenig 
hilfreich, da sich der fortis-lenis-Unterschied akustisch allenfalls in minimalen 
Intensitätsunterschieden bei der Verschlußlösung bemerkbar macht. 
Diese sind im Sonagramm selten erkenn- oder gar meßbar. 
 
 
Die Sonagramme in Abbildung 2.5 zeigen die reduziert produzierten 
Äußerungen "Abend, bettelt" mit velarer und lateraler 
Verschlußlösung [bm] und [tl]. Auch hier ist der Burst noch deutlich zu 
erkennen. 
 
 
Abb. 2.5: "Abend" mit velarer Verschlußlösung [bm] und "bettelt" mit 
lateraler Verschlußlösung [tl].  
 
 
Abb. 2.6: Der 'Glottal-Stop' jeweils zu Beginn von "am" und "also", [?] 
markiert 
Anstelle des Glottal-Stops beobachtet man häufig einen sog. 
Glottalisierungseffekt zu Beginn des Vokals. Mit Glottalisierung wird eine 
unregelmäßige Glottisschwingung bei niedriger Schwingungsfrequenz 
bezeichnet. In der Regel wird das Phänomen der Glottalisierung perzeptiv gar 
nicht wahrgenommen. Im Sonagramm aber ist es nicht zu übersehen. Das 
kurzzeitige rasche Abnehmen der Schwingungsfrequenz (Absinken der Grundfrequenz 
F0) zeigt sich dort durch deutlich größere Abstände zwischen den 
einzelnen Glottisschlägen. Die Formantstruktur der Glottisschläge 
während der Glottalisierungsphase entspricht der des Vokals, denn die 
Ansatzrohrkonfiguration bleibt unverändert. 
 
Abbildung 2.7 vergleicht den einsilbigen Namen "Bea" mit dem zweisilbigen "Beate", 
wobei wir beim zweiten Namen einen silbeninitialen Glottal-Stop vor dem /a/ erwarten 
würden. Die erste Äußerung zeigt einen fließenden 
Übergang zwischen den Vokalen /e/ und /a/, während in der zweiten der 
Glottal-Stop durch einen glottalisierten Übergang ersetzt wird. 
 
 
Abb. 2.7: "Bea" vs. "Be?ate": Glottalisierung ersetzt den Glottal-Stop 
Eine Glottalisierung ("creaky voice") erfolgt häufig auch bei Konsonant-Vokal-
Übergängen, wenn z.B. dem silbeninitialen Vokal ein Nasal oder ein 
Lateral vorausgeht. In diesem Fall beginnt die Glottalisierung bereits gegen Ende des 
vorausgehenden Nasals oder Laterals. 
Abbildung 2.8 zeigt den glottalisierten Übergang vom Nasal /m/ zum Folgevokal 
/a/ in der Äußerung "am Abend" und vom Lateral zum 
Folgevokal /e/ in der Äußerung "Schulessen". 
 
 
Abb. 2.8: Glottalisierung von Nasal und Lateral in den Äußerungen 
"am~Abend" und "Schul~essen", Übergang markiert 
Neben den Möglichkeiten Glottal-Stop und Glottalisierung finden wir weitere 
Realisierungen, die weder der einen noch der anderen Kategorie zugeordnet werden 
können, sondern dazwischen liegen.  
 
Die stufenweise Reduktion des glottalen Verschlußlautes bis hin zur 
Glottalisierung wollen wir uns nun im Zeitsignal ansehen. Abbildung 2.9 zeigt dies am 
Beispiel der Äußerung "arbeitet" bei vorausgehendem Vokal.  
 
 
Abb. 2.9: Zeitsignal (5x) zeigt die stufenweise Reduktion des [ 
Beim ersten Signal ist der Glottal-Stop deutlich ausgeprägt. Das zeigt sich im 
Ansetzen der glottalen Anregung nach einer deutlichen Signalpause. Bei den 
nächsten Realisierungen wird die Pause weiter verkürzt. Dennoch zeigt 
sich bei diesen Reduktionen ein Reflex des ursprünglichen 
Verschlußlautes, der als Störung im periodischen Ablauf der 
Kehlkopfanregungen zu erkennen bleibt.  
 
Solches Stimmverhalten kann als Indiz für das Vorliegen einer Wort- oder 
zumindest einer Silbengrenze herangezogen werden. Bei unbetontem Anfangsvokal 
kann dieser letzte Hinweis auch ganz wegfallen, wie das Sonagramm in Abbildung 2.10 
zeigt. Wir sehen einen nahtlosen Übergang der Vokalfolge /e-i/ zwischen den 
beiden Wörtern "suche ich". 
 
 
Abb. 2.10: nicht-glottalisierter, diphtongisierter Übergang /e-i/ in der 
Äußerung "suche ich", 
[ 
Glottalisierung tritt jedoch nicht nur als Reduktionsphänomen anstelle des 
Glottal-Stops auf. Eine Glottalisierung beobachten wir ebenfalls an weitgehend 
beliebiger Stelle einer Äußerung und natürlich im Rahmen des 
Phänomens 'prefinal lengthening'.  
Mit 'prefinal lengthening' wird eine zeitliche Dehnung der Laute am Satzende bzw. 
äußerungsfinal bezeichnet. Neben einer Dehnung der Vokale finden wir 
hier häufig eine deutlich erkennbare, unter der sprecherüblichen F0 
liegende Stimmlippenschwingung, die zudem oft unregelmäßig ist. 
 
 
Der Verschluß im Mundraum wird analog zu den Plosiven gebildet. Die 
Bewegung von Zunge oder Lippen erfolgt schnell. Es wird ein kompletter 
Verschluß gebildet. Während der Verschlußphase strömt der 
Glottisschall durch den Nasenraum nach außen, so daß sich - anders als 
bei den Plosiven - kein Druck im Mundraum aufbauen kann. Aus diesem Grund 
entsteht bei der oralen Verschlußlösung kein 
Verschlußlösungsgeräusch. Aufgrund des geringeren oralen 
(supraglottalen) Drucks wird der Verschluß außerdem langsamer 
gelöst als beim Plosiv. 
 
Während der Verschlußphase bilden sich im Vokaltrakt aufgrund des 
zugeschalteten Nasenraums sog. Anti-Formanten aus, die Teile des Spektrums sehr 
stark dämpfen. Der durch die Nase ausströmende Schall hat ein 
überwiegend niederfrequentes Spektrum, bedingt durch die Hauptresonanz der 
großvolumigen nasalen Passage und die starke Verengung an den 
Nasenöffnungen 
Hauptkennzeichen eines Nasals im Sonagramm ist ein stark gedämpftes 
Formantspektrum oberhalb etwa 500 Hz. Der erste Formant F1 liegt bei ca. 250 Hz 
und dominiert das Spektrum. F2 ist sehr schwach ausgeprägt oder fehlt 
völlig. Mehrere höhere Formanten geringer Intensität sind 
manchmal zu erkennen. Einer von ihnen liegt bei etwa 2200 Hz  
Die Anti-Formanten des Nasals sind besonders in Vokalumgebung gut erkennbar 
durch einen starken Energieabfall im Spektrum zu Beginn des Nasals: am Ende des 
Vokals erfolgt ein starker Amplitudenabfall und ein abrupter Wechsel der 
Formantstruktur. 
Die Nasale des Deutschen sind stimmhafte Laute, beginnen jedoch nach stimmlosen 
Frikativen meist stimmlos. 
 
Abbildung 2.11 zeigt die drei Nasale des Deutschen in den Äußerungen 
"anga" (Ohne [g] gesprochen), "ana" und "ama". Dort ist zu sehen, wie klar sich Nasale von Vokalen abgrenzen lassen, was 
die Segmentierung erleichtert. 
 
 
Abb. 2.11: [aNa, ana, ama] mit den drei Nasalen des Deutschen [ 
 
Durch den bei der Nasalierung hinzugeschalteten Nasaltrakt werden im Vokaltrakt 
zusätzliche Resonanzen und Antiresonanzen erzeugt. Diese 
Veränderungen sind jedoch überwiegend auf die veränderten 
Filtereigenschaften des Vokaltrakts zurückzuführen und nicht durch den 
zusätzlich durch die Nase ausströmenden Sprachschall verursacht. Der 
austretende Nasenschall kann aufgrund seiner im Vergleich zum Vokal geringen 
Amplitude oberhalb von 500 Hz in der Regel vernachlässigt werden.  
 
Das Vokalspektrum erfährt durch die Nasalierung folgende 
Veränderungen.  
 
Das Sonagramm in Abbildung 2.12 vergleicht die beiden Äußerungen "bei" 
und "Mai" (entnommen aus PICKET, 1980, S.124). Das [a] in der ersten 
Äußerung ist nicht nasaliert, denn F1 und F3 sind mit normaler 
Amplitude gut zu erkennen. Der erste Formant weist Transitionen vom [b] zum [a] 
auf. Das [a] der zweiten Äußerung dagegen ist nasaliert, zu erkennen an der 
gedämpften Amplitude des F1 und dem durch Antiresonanzen nahezu 
ausgelöschten F3.  
 
 
Abb. 2.12: Nasalierung anhand "bei" vs. "Mai". Die Nasalierung des [a] in "Mai" ist zu 
erkennen am gedämpften F1 und am durch Antiresonanzen nahezu 
ausgelöschten F3. 
 
Was den Grad der artikulatorischen Konstriktion betrifft, besitzt das /l/ sowohl 
'vokalische' als auch 'konsonantische' Eigenschaften. Der alveolare Teil-Verschluß mit der Zungenspitze und die Verengung in der Uvulagegend geben 
dem /l/ im Sonagramm seine konsonantischen Eigenschaften: der erste Formant F1 
liegt tief. Zudem dämpfen Antiresonanzen die Amplitude der Formanten im 
Vergleich zu den Vokalen. Allerdings ist diese Dämpfung viel weniger stark 
ausgeprägt als bei den Nasalen. Durch die seitlich offenen Passagen bekommt 
das /l/ seine meist klare Formantstruktur, die es einem Vokal oft zum Verwechseln 
ähnlich aussehen läßt. 
 
Liegt uns ein vokalähnliches Segment mit den 
ungefähren Formantwerten F1 < 500 Hz und F2 = 1800 Hz vor, handelt es sich mit hoher 
Wahrscheinlichkeit um einen Lateral.  Als weiteren Hinweis auf einen Lateral können 
wir vereinzelte Verschlußlösungen (der Zungenspritze!) an den 
Segmentgrenzen des Laterals oder sogar im Lateral selbst (der Zungenspitze) werten. 
Die Sonagramme in Abbildung 2.13 zeigen den Lateral in vokalischer Umgebung /a, i, 
u/. 
 
 
Abb. 2.13: [ala] [ili] [ulu], der Lateral in Vokalumgebung 
 
 
Abb. 2.14: Der Lateral in "Blume": F2 liegt hoch zwischen 1800 und 2000 Hz. 
In "Blume" weist der Lateral einen hohen zweiten Formanten auf, obwohl sowohl der 
vorausgehende Plosiv [b] einen Lokus von unter 1000 Hz hat, als auch der zweite 
Formant des nachfolgenden Vokals [u] unter 1000 Hz liegt. 
Einen hohen zweiten Formanten von etwa 1800 Hz finden wir beim /l/ ebenfalls, wenn 
vordere Vokale angrenzen. Bei knapp 2000 Hz liegt er vor Nasalen und nach 
unbetonten Vokalen, was in den Sonagrammen der Äußerungen "Ulm", 
"Alm" und "belebt" in Abbildung 2.15 zu sehen ist. 
 
 
Abb. 2.15: Der F2 des Laterals in "Ulm, Alm, belebt" liegt hoch bei etwa 1800 Hz. 
 
 
Die Untersuchung zeigt eine sehr starke Streuung der Formantwerte für jeden 
der Vokale, wenngleich der höchste F1 vor dem Vokal [a] mit dem 
höchsten F1 und der höchste F2 vor dem Vokal [i] mit dem 
höchsten F2 gemessen wurde. 
Für die Laterale des Englischen geben DALSTON (1974 
 
Abb. 2.16: Zwei Varianten von "Pilz" (kölsch und hochdeutsch): [p 
Für die sich deutlich widersprechenden Werte für den dritten Formanten 
bei DALSTON und FAURE möge eine Erläuterung FANTs (1970 
 
Aufgrund ihrer physiologischen Bildungsweise sind beim Trill zwei Phasen besonderer 
Strukturierung zu unterscheiden: eine offene Phase und eine Verschlußphase. 
Jeder Schlag des Trills besteht aus diesen zwei Phasen. Während der offenen 
Phase wird ein Maximum an Phonationsschall abgestrahlt, da in dem Moment die 
Zungenspitze den größten Abstand von den Alveolen hat bzw. die Uvula 
die weiteste Auslenkung erfährt. Während der Verschlußphase ist 
die alveolare bzw. uvulare Passage maximal verkleinert und dämpft so den 
Phonationsstrom kurzzeitig auf ein Minimum. 
 
Der Übergang von der 
Verschlußphase zur Öffnungsphase erfolgt schneller als im umgekehrten 
Fall, da das Artikulationsorgan hier durch den Phonationsstrom unterstützt 
wird. Der alveolare Verschluß bzw. die uvulare Enge dagegen wird gegen den 
Phonationsstrom gebildet. Im Sonagramm zeigt sich dieser Zusammenhang durch eine 
etwas längere Öffnungsphase im Vergleich zur  Verschlußphase. 
Diese beiden artikulatorisch sehr verschiedenen Phasen sind auch im Sonagramm sehr 
gut voneinander zu unterscheiden. Das akustische Produkt ist ein mit der Frequenz des 
Verschlusses amplitudenmodulierter Vokal. Seine Frequenz liegt etwa zwischen 23 Hz 
und 26 Hz 
 
Abb. 2.17: Der alveolare Trill [r] in "Ara" 
 
Das erzeugte Friktionsgeräusch, das akustisch etwa dem weißen Rauschen 
entspricht, wirkt als akustische Anregung für beide Resonanzräume. Es 
wird jedoch überwiegend im vorderen Mundraum moduliert, so daß das 
Spektrum des am Mund abgestrahlten Frikativschalls weitgehend von 
Größe und Form des vorderen Resonanzraumes abhängt.  
Generell gilt, je größer der vorderer Resonanzraum ist, d.h. je weiter 
hinten die Artikulationsstelle, also der Ort der Engebildung, liegt, desto stärker 
wird der Schall moduliert und umso ausgeprägter ist sein Spektrum. 
Während also beim labiodentalen [f] das Spektrum sehr flach ist, weist das 
velare [x] bereits formantähnliche Strukturen auf. 
 
Frikative sind im Sonagramm anhand ihrer 'Geräuscheigenschaften' meist sehr 
leicht zu erkennen und zu segmentieren. Sie zeichnen sich durch eine stochastische 
Schwärzung besonders im oberen Frequenzbereich aus. Das Frikativspektrum 
weist wesentlich mehr Intensität in den höheren Frequenzbereichen 
oberhalb von 2500 Hz auf als in den unteren Frequenzbereichen. Je nach 
Artikulationsort konzentriert sich dieses 'Rauschen' auf bestimmte Frequenzbereiche. 
 
Das Sonagramm in Abbildung 2.18 zeigt die Äußerung "Fachschaft" mit 
den markierten Frikativen [f], [x], [ 
 
Abb. 2.18: Frikative [f], [x], [ 
Ein stimmhafter Frikativ weist eine geringere Intensität auf als ein stimmloser. 
Hinzu kommt bei stimmhaften Frikativen der 'voice bar' der zugeschalteten 
Glottisschallquelle. 
Stimmhafte Frikative können sowohl äußerungsinitial als auch in 
stimmloser Umgebung ganz oder teilweise entstimmt produziert sein. Das zeigt sich 
im Fehlen des 'voice bar'. Die für stimmhafte Frikative typische geringe 
Intensität bleibt dabei jedoch meistens als Erkennungsmerkmal seiner 
'ursprünglichen' Stimmhaftigkeit erhalten. 
 
 
 
Abb. 2.19: Affrikate [ts] gefolgt von [o] Abgrenzung der Vokale von den Konsonanten
 
Vokale unterscheiden sich im Sonagramm von Konsonanten in erster Linie durch ihre 
deutliche Formantstruktur. Da jedoch auch Lateral und Nasal mehr oder weniger 
ausgeprägt Formantstrukturen aufweisen, ist eine Abgrenzung von ihnen an 
dieser Stelle notwendig, um Verwechslungen auszuschließen. Wichtigstes 
Unterscheidungsmerkmal ist dabei der bei den Konsonanten niedrigere erste Formant 
F1. Er wird bedingt durch die größere artikulatorische Enge bei 
Konsonanten im Vergleich zu Vokalen. Auf die Abgrenzung von Vokalen und 
ähnlich aussehenden Konsonanten wird in Kapitel 4 ("Leicht zu verwechselnde Laute") näher eingegangen.  

Diphthonge  
Tritt eine deutlich wahrnehmbare Veränderung der Vokalqualität 
innerhalb einer Silbe auf, so sprechen wir von einem Diphthong. Die für 
Diphthonge typische kontinuierliche Veränderung der Vokalqualität zeigt 
sich im Sonagramm durch einen gleitenden Übergang der Formanten vom 
ersten zum zweiten Vokal. Im Deutschen finden wir die Diphthonge [aI], [aU] und 
[
 Vokale mit Glottal-Stop 
Im Allgemeinen geht den Vokalen im Deutschen in wort- und silbeninitialer Position 
ein glottaler Verschlußlaut, der 'Glottal-Stop' voraus. Er wird auch als harter 
Stimmeinsatz bezeichnet. 
Er steht potentiell vor jedem mit Vokal beginnenden Wort- und Stamm-Morphem, 
sowie nach einer Sprechpause vor betontem und unbetontem Vokal bei 
intramorphematischen Vokalfolgen /the
Unterscheidung stimmhafter, entstimmter von stimmlosen Plosiven
 
Neben dem 'voice bar' ist die Aspiration das wichtigste Merkmal, um die Phoneme /p/, 
/t/ und /k/ äußerungsinitial und -medial von den Phonemen /b/, /d/ und /g/ 
zu unterscheiden. Ganz besonders deshalb, weil phonologisch stimmhafte Plosive 
keineswegs immer stimmhaft realisiert werden, sondern oft teilweise oder völlig 
entstimmt produziert werden. Das zeigt sich im Sonagramm am fehlenden oder 
unterbrochenen 'voice bar'.  
Velare und laterale Verschlußlösung 
Wird bei einer homorganen Plosiv-Nasal-Folge die Verschlußlösung allein 
durch das Senken des Velums bewirkt, spricht man von nasaler Plosion bzw. velarer 
Verschlußlösung. In diesem Fall wird der Verschluß für 
Plosiv und Nasal am gleichen Ort beibehalten.  
Auch eine laterale Verschlußlösung ist möglich, wenn Plosiv und 
folgender Lateral homorgan sind. Der Verschluß öffnet sich einfach durch 
Senken der Zungenseiten in den Lateral. 







Nasalierung 
 
Vokale können vollständig - wie es im Französischen üblich 
ist - oder teilweise - wie oft im Deutschen an Vokal-Nasal- und Nasal-Vokal-Übergängen - nasaliert werden.  
Das Absenken des Velums beginnt häufig schon zum Ende des Vokals ca. 100 
ms bevor der orale Nasalverschluß (bilabial, alveolar oder velar) gebildet wird. 
Das Velum wird erst wieder vollständig angehoben, wenn dieser 
Verschluß bereits gelöst ist. Die Folge ist eine teilweise Nasalierung der 
den Nasal umgebenden Vokale für eine Dauer von bis zu 100 ms
Die genauen Frequenzbereiche dieser Antiresonanzen hängen jedoch sehr stark 
vom Grad der Nasalierung, also vom Grad der Velumöffnung ab.  


Laterale in verschiedenen Kontexten
 
Der relativ frei bewegliche Zungenrücken und besonders eine 
kontextabhängige Lippenrundung machen den Lateral 'anfällig' für 
koartikulatorische Effekte. Diese zeigen sich in der recht variablen Lage seiner 
Formanten. Die Formantwerte des /l/ variieren je nach vokalischer und 
konsonantischer Umgebung
F1:	 350 Hz -  550 Hz 
F2:	1000 Hz - 2000 Hz 
F3:	2500 Hz - 3000 Hz 


Folgevokal	F1		F2		F3	 
	u	160 - 300 Hz	1070 - 1500 Hz	2000 - 2500 Hz 
	o	190 - 430 Hz	 950 - 1540 Hz	1900 - 2500 Hz 
	a	260 - 500 Hz	1130 - 1740 Hz	2200 - 2470 Hz 
	e	210 - 450 Hz	1300 - 1780 Hz	2260 - 2500 Hz 
	i	180 - 270 Hz	1310 - 2050 Hz	2240 - 2680 Hz	 
Zusammenfassung	160 - 500 Hz	 950 - 2050 Hz	1900 - 2680 Hz 
	 Dalston	  Faure	 
F1:	   350 Hz	 495 Hz 
F2:	1200-1300 Hz	1015 Hz 
F3:	2600-2900 Hz	2260 Hz 

F1 =  350 Hz
F2 = 2000 Hz
F3 = 2300 Hz
F4 = 2900 Hz


Affrikaten 
Die Öffnung eines Plosivs in einen homorganen Frikativ bezeichnet man als 
Affrikate. Affrikaten werden wie Frikative produziert, denen ein Verschluß 
vorausgeht. Dieser Verschluß wird an derselben Stelle gebildet wie die Enge 
für den Frikativteil. Der Frikativteil ist in der Regel kürzer als ein 
'einzelner' Frikativ. 
Im Sonagramm zeigt sich die Ausbildung des Frikativs mit zunehmender 
Verschlußöffnung sehr deutlich durch eine schräg verlaufende 
(meist fallende) Untergrenze des frikativen Energieschwerpunktes. 
Die Abbildung 2.19 zeigt die Affrikate [ts] in der Äußerung "Zoo". 
