Das Lesen von Sonagrammen V1.0 - Einleitung

K. Machelett

Inhalt:

  1. Historie der Visible Speech-Sonagramme
  2. Voraussetzungen
  3. Notation IPA-SAMPA
  4. Zielsetzung und Aufbau
  5. Literatur


  1. Historie der Visible Speech-Sonagramme
  2. Mit der Entwicklung des ersten klassischen Kay-Sonagraphen (KAY Electric Company, Pine Brook, New Jersey, USA) wurden der akustischen Phonetik völlig neue Möglickeiten eröffnet. POTTER berichtete erstmals 1945 in seinem Artikel "Visible Patterns of Sound" über die Anwendungsmöglichkeiten des Sonagraphen, KOENIG, DUNN und LACEY (1946) beschrieben seine Funktionsweise und Anwendungsmöglichkeiten.

    Das Standardwerk zum Lesen von Sonagrammen "Visible Speech" von POTTER, KOPP und GREEN (1947) weist bei näherem Hinsehen nicht unbedeutende Schwächen auf, wenn man mit seiner Hilfe das Lesen von Sonagrammen der deutschen Sprache erlernen möchte. Die Äußerungen wurden überdeutlich artikuliert, so daß Phänomene der Koartikulation nicht behandelt werden; kurze Pausen trennen ein Wort von dem anderen. Leider fehlt auch eine Gegenüberstellung der Laute einer Lautklasse sowie Hinweise darauf, wie sie zu unterscheiden sind. Zudem wurden die deutschen palatalen und velaren Frikative und verschiedene /r/-Realisationen natürlich nicht berücksichtigt. All diese Punkte sollen in dieser Einführung berücksichtigt werden.

  3. Voraussetzungen
  4. Das vorliegende Dokument gibt eine Einführung in das Lesen von Sonagrammen. Es enthält für alle Laute des Deutschen eine systematische Beschreibung ihrer Eigenschaften im Sonagramm. Hierbei werden Zusammenhänge zwischen artikulatorischer und akustischer Phonetik aufgezeigt, so daß Grundkenntnisse in akustischer Phonetik von Vorteil sind. Diese werden in einem weiteren Hypertext-Dokument Akustische Phonetik vermittelt.

    Desweiteren werden Grundkenntnisse der artikulatorischen Phonetik sowie Vertrautheit mit den Symbolen der phonetischen Transkription der fürs Deutsche relevanten Laute nach IPA bzw. SAMPA vorausgesetzt.

  5. Notation IPA-SAMPA
  6. Da im Hypertext kein phonetischer Zeichensatz zur Verfügung steht, wurden SAMPA-Zeichen anstelle der IPA-Zeichen verwendet.

    Eine Tabelle der IPA-SAMPA-Zuordnung mit SAMPA-Erweiterung kann HIER aufgerufen werden. Es empfiehlt sich, diese neben das Hauptdokument zu legen oder auszudrucken, so daß sie beim Lesen immer verfügbar ist.

  7. Zielsetzung und Aufbau
  8. Ziel dieser Einführung "Das Lesen von Sonagrammen" ist nicht - trotz des Titels - schwerpunktmäßig die Identifikation unbekannter, sondern die Verifikation bekannter Äußerungen. Das schließt jedoch nicht aus, daß übungshalber versucht werden soll, unbekannte Sonagramme zu identifizieren, d.h. zu "lesen".

    Begleitend zur Einführung wird die eigene praktische Arbeit mit Sonagrammen am Sonagraphen empfohlen. Eine Vorstellung der Arbeit mit dem Sonagraphen findet sich im ersten Kapitel. Prinzipiell ist es möglich, für eine kleine Gruppe von Studenten eine praktische Einführung in die Bedienung des insitutseigenen digitalen Sonagraphen abzuhalten. Anfragen können per Email an Kirsten Machelett gerichtet werden (Adresse am Ende des Dokuments).

    Am Ende unserer Einführung sollen folgende Fragen zur Analyse von Sonagrammen beantwortet werden können:

    Im ersten Kapitel werden neben einer Einführung in die Sonagramm-Grundbegriffe und einer Anleitung zum praktischen Arbeiten mit dem Sonagraphen Grundfragen zum Prozeß des Sprechens, der Koartikulation und der Segmentierung geklärt.

    Im zweiten und dritten Kapitel werden die Eigenschaften jeder Lautklasse vorgestellt und die einzelnen Laute jeder Lautklasse voneinander unterschieden. So wird mit der Erkennung der Lautklasse der Artikulationsmodus bestimmt und im nächsten Analyseschritt mit Zuordnung der Artikulationsstelle der Laut identifiziert.

    Das vierte Kapitel gibt praktische Hinweise zu Segmentation und Analyse im Rahmen einer Beispielanalyse. Im Sonagramm leicht zu verwechselnde Laute werden gegenübergestellt.

    Diese Einführung endet mit Übungen, bei denen Sonagramme segmentiert und klassifiziert werden sollen. Die Lösung kann zum Teil schrittweise (1. Segmentation, 2. Bestimmung des Artikulationsmodus, 3. Bestimmung der Artikulationsstelle) aufgerufen werden.

    Prinzipiell endet jedes Kapitel mit Wiederholungsfragen, bei deren Beantwortung jeder sein Wissen überprüfen kann.

  9. Literatur
  10. Dieses HTML-Dokument basiert auf der Magisterarbeit von Machelett, K. (1994): Das Lesen von Sonagrammen in der Phonetik. München.

    Ein ausführliches Literaturverzeichnis kann hier aufgerufen werden!


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Kirsten Machelett