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Hörst Du, wer da spricht?Sprechtempo-Normalisierung in Gesprächen mit mehreren Sprechern

Sprache ist sehr variabel. Hörer aber haben offenbar wenig Schwierigkeiten, dieselben Worte zu verstehen, wenn sie sie von verschiedenen Sprechern hören, bei schnellem oder langsamem Sprechtempo. Eine zentrale Frage in Phonetik und Sprachverarbeitung lautet: Wie können Hörer so problemlos mit dieser Art von Variation umgehen? Die Lösung dieses Rätsels ist wichtig – einerseits, um zu verstehen, wie Sprachverarbeitung im Menschen funktioniert (einschließlich pathologischer Sprache), andererseits, um die Möglichkeiten verbaler Interaktion mit Maschinen zu verbessern. Aus theoretischer Sicht trägt dieses Projekt zu einer der größten Debatten im Bereich der Worterkennung bei. Im Besonderen untersucht das Projekt die umstrittene Rolle des episodischen Gedächtnisses in der Sprachverarbeitung: Merken sich Hörer detaillierte sprecher-spezifische Informationen wie Sprechtempo, um sich auf dessen Sprache einzustellen? Oder wird das Sprechtempo „normalisiert“ und Wörter dann sprecher-unabhängig erkannt? Das Projekt testet diese gegensätzlichen Erklärungsansätze, indem es über einfache Laborexperimente hinausgeht und Worterkennung in Unterhaltungen mit mehreren Sprechern untersucht. Dies erlaubt es, einen weiteren Faktor zu betrachten: die Dynamik eines Dialogs. Wenn das Sprechtempo der Gesprächspartner im Verlauf des Dialogs konvergiert, könnte es für Hörer unnötig sein, die Sprecheigenschaften der einzelnen Sprecher zu verfolgen, um dennoch optimal zu erkennen, was gesagt wird. Ein sprecher-unabhängiger Verarbeitungsmechanismus könnte stattdessen von Vorteil sein. Um die Bedingungen besser zu verstehen, unter denen Hörer sprecher-spezifische vs. sprecher-unabhängige Verarbeitungsstrategien verwenden, werden Ergebnisse vom Sprechtempo mit denen eines anderen akustischen Cues verglichen: der Stimmlage. Das Ziel des Projekts ist es, Hörerstrategien beim Umgang mit mehreren Sprechern zu erkunden und dabei widersprüchliche theoretische Erklärungen der Sprachverarbeitung in Einklang zu bringen: Wie wichtig ist es, zu hören wer da spricht?