Phonetik und Sprachverarbeitung
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Typologie der Vokal- und Konsonantenquantität in süddeutschen Varietäten: akustische, auditive und artikulatorische Analysen Erwachsener und kindlicher Sprecher (Projektphase 2)

In Kooperation mit Michael Pucher (Institut für Schallforschung, Österreichische Akademie der Wissenschaften) und Stephan Schmid (Phonetisches Laboratorium, Universität Zürich)

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Förderung, Zeitraum

DFG (D-A-CH), 2020 - 2024 (Projektphase 2) 

Projektbeschreibung

Eine umfangreiche Untersuchung der (In-)Stabilität phonemischer Quantität in Vokal-Konsonant-Sequenzen (VKS) in Varietäten des süddeutschen Sprachraums lieferte neue Belege für (1) Lautwandelprozesse bei bairischen VKS in Österreich und Deutschland aufgrund von Dialektausgleich, (2) die generationsübergreifende Stabilität von VK-Mustern in schweizerdeutschen Dialekten und (3) die Herausbildung aspirierter Plosive in jüngeren Sprechern bairischer und schweizerdeutscher Dialekte. Die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen dem IPS (München), dem ISF (Wien) und dem Phonetischen Laboratorium (Zürich) wird in diesem Folgeprojekt fortgesetzt, das auf der großen Datenbank und den Ergebnissen des Ausgangsprojekts aufbaut. Darin sollen nun Fragen hinsichtlich des Lautwandelverlaufs von der Entstehung bis zur Verbreitung untersucht werden, mit Schwerpunkten auf (1) dem Fortis/Lenis-Kontrast, (2) der experimentellen Prüfung einzelner in Lautwandeltheorien formulierter Hypothesen wie der Neugewichtung akustischer Reize oder lexikalischer Diffusion als auch (3) Anwendungsmöglichkeiten für die Sprachtechnologie. Das Vorhaben ergreift die Gelegenheit, erstmalig zwischen verschiedenen Generationen einer Sprechergemeinschaft graduelle Änderungen in der Hierarchie akustischer Reize für den Fortis/Lenis-Kontrast (Verschluss- und Aspirationsdauer, Lösungsstärke, intrinsische Grundfrequenz) während eines Wandelprozesses zu untersuchen, unter Berücksichtigung möglicher regionaler Intonationsunterschiede. Das Hauptziel liegt darin, den zeitlichen Verlauf phonologischen Wandels besser zu verstehen. Der Antrag verfolgt vier konkrete Ziele: (1) eine Analyse entstehender Trade-offs zwischen akustischen Reizen in diachronem Wandel; (2) eine weiterführende Untersuchung der Auswirkung von Sprachkontakt und Interaktion auf Lautwandel mithilfe Agenten-basierter Modellierung; (3) Experimente zur Verbreitung des Lautwandels im Fortschritt durch lexikalische Diffusion; und (4) die Ausweitung der Analysen auf Dialektsynthese. Die Innovation des Vorhabens liegt in der kombinierten Analyse von Sprachproduktion und -perzeption bei der Prüfung linguistischer Theorien, der Anwendung computergestützter Methoden auf umfangreiche, Varietäten übergreifende Daten von Sprechern unterschiedlicher Altersgruppen (inklusive älterer Sprecher*innen und Kinder), und die Erkundung möglicher Anwendungen für die Sprachtechnologie. Das geplante Projekt verbindet in München entwickelte akustische, perzeptive und computergestützte Methoden zur Untersuchung der Produktions- Perzeptionsbeziehung in Sprecher*innen aller Altersgruppen mit am ISF etablierten sprachtechnologischen Methoden für Analysen österreichischer Varietäten und den in Zürich etablierten Typologie- basierten Methoden zur Analyse schweizerdeutscher Varietäten. Langfristig zielt die Zusammenarbeit auf die Entwicklung eines Modells linguistischer (In-)Stabilität unter Berücksichtigung soziolinguistischer und experimentalphonetischer Daten.