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Entstehung von Akzenten (ERC)

Wenn eine Gruppe von Menschen auf einer einsamen Insel stranden würde, wo sie nur begrenzten oder gar keinen Kontakt zur Außenwelt hätte, würde diese Gruppe ihre eigene, charakteristische Art zu sprechen entwickeln. Aufgrund fehlender Daten für ein evolutionäres, computationelles Lautwandelmodell haben wir nur ein lückenhaftes Verständnis davon, wie ein gesprochener Akzent aus menschlichen Interaktionen entsteht. Ein Durchbruch auf diesem Forschungsgebiet ist jedoch entscheidend, um die verschiedenen Kräfte zu erklären, die zu der Entwicklung gesprochener Akzente beitragen und zu Veränderungen und Diversifizierung von Sprache führen können. Zu diesen Kräften gehört unter anderem der Kontakt zwischen Menschen verschiedener Herkunft durch Migrationsbewegungen. Dieses Projekt trägt zu einem besseren Verständnis von Lautwandel bei, indem ein Modell entwickelt wird, das zeigt, wie zufällige Interaktionen zwischen Individuen auf der Ebene des Lautsystems einer Sprache sowohl Stabilität als auch Veränderung bewirken können. Die methodische Innovation ist, dass sich die Modellvorhersagen über die Entwicklung eines Akzents an longitudinalen Beobachtungen von realen Lautwandeln orientieren. Unser Ziel ist es, über verschiedene Daten zu generalisieren: von Kindern, die in abgelegenen ländlichen Gemeinschaften aufwachsen, im Gegensatz zu solchen in einem eng vernetzten städtischen Umfeld; von Sprachen, die sich in ihrer Lautstruktur deutlich von einander unterscheiden; und von Gruppen Erwachsener, die mehrere Monate isoliert von der Außenwelt einen arktischen Winter zusammen verbringen. Der wissenschaftliche Nutzen des Projekts liegt in der Entwicklung eines computationellen Frameworks, das historische Lautwandel mit den kognitiven Mechanismen vereinigt, mittels derer Sprache kommuniziert und an verschiedene soziale Situationen angepasst wird. Ein weiteres Ziel ist es, den Einfluss von Kontakt mit anderen Akzenten durch Migration auf das Lautsystem einer vorherrschenden Sprache zu verstehen. Die langfristige Bedeutung des Projekts liegt in der Entwicklung eines computergestützten Modells, das vorhersagen kann, wie mikroskopische Eigenheiten in der alltäglichen menschlichen Sprachverarbeitung zu gesprochenen Akzenten einer ganzen Gruppe auf makroskopischer Ebene werden können.