Psycholinguistik

Die Sprach- und Sprechwirkungsforschung befasst sich mit der Wirkung des sprachlichen Ausdrucks. Es wird untersucht, warum dieselbe Äußerung unterschiedlich auf Menschen wirken kann und welche Rolle die Persönlichkeit dabei spielt. Liegt es daran, welche Worte gewählt werden (verbaler Aspekt), wie die Stimme klingt (paraverbaler Aspekt) oder wie der Körper mitspricht (nonverbaler Aspekt)?

In der Spracherwerbsforschung geht es darum, wie ein Kind sprechen lernt. „Ist das Sprechen erlernt oder angeboren?“, ist eine zentrale Frage zum Erstspracherwerb. „Wie werden mehrere Sprachen gleichzeitig erworben?“, beschäftigt die Bilingualismusforschung und „Wie werden mehrere Sprachen nacheinander erworben?“ wird im Bereich Zweitspracherwerb erforscht.

Forschungen zum Sprachwissen befassen sich damit, wie Sprache überhaupt im Gehirn repräsentiert ist. Es wird z.B. experimentell erforscht, wie das mentale Lexikon organisiert ist. Im Bereich der Sprachverarbeitung wird die Sprachproduktion und das Sprachverstehen analysiert, d.h. es wird untersucht, wie wir Gedanken in Worte fassen können und wie Äußerungen verstanden werden.

Die Forschung im Bereich Sprache, Kognition und Emotion befasst sich vor allem mit Zusammenhängen, z.B. wie Sprechen und Denken miteinander zu tun haben oder welchen Einfluss Emotionen auf das Sprechen und Denken haben. Erhellend sind Aspekte der Entwicklung von Sprache, Kognition und Emotion bei Kindern, aber auch der Theorien, wie diese Aspekte beim Erwachsenen verknüpft sind.

Der Bereich Schriftlichkeit und Mündlichkeit thematisiert das schriftliche Sprechen kontrastierend zum mündlichen Sprechen, d.h. es geht um Vergleiche der Verarbeitungsprozesse des Schreibens und des Sprechens. Ein weiterer Schwerpunkt sind Lese- und Schreibstörungen sowie das Phänomen des Funktionalen Analphabetismus’.

Im Bereich Rhetorik werden sowohl Aspekte der klassischen Rhetorik als auch der angewandten Rhetorik erforscht. Insbesondere in der angewandten Rhetorik finden sich viele Überschneidungen zur Sprechwirkungsforschung. So geht es z.B. um die Sammlung von Techniken, wie Kommunikation besser gelingen kann oder Reden so gehalten werden, dass sie verstanden werden und überzeugend sind.

Im Bereich der Sprachpathologie geht es um die Erforschung der neuronalen Grundlagen der Sprache und des Sprechens. Es wird versucht, bei Verletzungen des Gehirns, die zu sprachlichen Beeinträchtigungen führen, Rückschlüsse auf Sprachverarbeitungsprozesse zu ziehen. Auch die Untersuchung von Sprachentwicklungsstörungen bei Kindern fällt in diesen Bereich.

Lust schon mal reinzuschnuppern?

Höhle, Barbara (2012). Psycholinguistik. Berlin: Akademie Verlag.