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Inneres Sprechen und Problemlösen

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Ziel dieser psycholinguistischen Untersuchung ist, die Konzeption des inneren Sprechens darzustellen, zu reflektieren und zu erweitern. Eine kulturhistorisch fundierte Psycholinguistik grundlegend, gehört die Erforschung des inneren Sprechens zu den zentralen Themen. Eine theoretische Grundlegung des inneren Sprechens findet sich in der sowjetischen Psychologie, genauer in dem von Vygotskij begründeten kulturhistorischen Ansatz. Vygotskij geht es im Wesentlichen darum, eine Konzeption davon zu entwickeln, wie sich die spezifisch menschlichen, höheren psychischen Funktionen des Individuums herausbilden. Im Einzelnen geht es um die Fundierung einer kulturhistorischen Psycholinguistik, welche die Aspekte der Sozialität und der Vermitteltheit psychischer Prozesse mittels Zeichen herausstellt. Forschungsgegenstand ist damit der in der sozialen Interaktion sprechende Mensch.
Zunächst werden theoretische Grundlagen des inneren Sprechens zusammengefasst, indem Aspekte der Genese, Struktur und Funktion inneren Sprechens umfassend diskutiert werden. Da das innere Sprechen v.a. in Problemlösesituationen vermehrt auftritt und eine Problemlöseaufgabe für die empirische Studie vorgesehen wird, wird die Rolle des inneren Sprechens beim Problemlösen gesondert thematisiert und die Forschungslage dazu beleuchtet. Die umfassende Exploration unterteilt sich in sieben Analysen. Insgesamt kann der positive Schluss gezogen werden, dass mit dieser Studie gezeigt werden kann, dass das Sprechen eng mit dem Problemlösen verflochten ist. Das Sprechen beeinflusst den Lösungsprozess jedoch auf unterschiedliche Weise, vor allem zeigt sich, dass sich das Sprechen – je nach Qualität – positiv oder negativ auf das Problemlösen auswirken kann. Dies wirft ein neues Licht sowohl auf das Sprechen als auch das Problemlösen und auf die Funktionen des Sprechens beim Problemlösen. Sprechen ist für das Problemlösen ein überaus wichtiger Prozess. Die gesamten Ergebnisse dieser Studien sind in Werani (2011) dargelegt.

Hervorzuheben ist die Analyse der unterschiedlichen Problemlösetypen, die spezifische Sprech-Denk-Typen bilden. Es kristallisierten sich vier Typen heraus, die dadurch gekennzeichnet sind, dass sie völlig unterschiedlich an das Problem herangehen und auch unterschiedlich damit umgehen. Bei den guten Problemlösern handelt es sich um die beiden Gruppen, die als „Pragmatiker“ und „Gesprächige“ bezeichnet werden, bei den schlechten Problemlösern um „Zweifler“ und „Wortkarge“. Es zeigt sich, dass allein das Sprechen, insbesondere das problemlösende Sprechen, nicht den Problemlöseprozess ausmacht. Vielmehr wird deutlich, dass die Einstellung zu einem Problem, die Bewertung der eigenen Kompetenz und Erfahrung ebenso wie die Bewertung des Problems, was über situative Bezüge geäußert wird, einen erheblichen Einfluss auf den Problemlöseprozess hat. Diese Ergebnisse sind neben Werani (2011) auch in Werani (2009 und 2010) zusammengefasst.

Lektüreempfehlung:

Werani, Anke (2011): Inneres Sprechen – Ergebnisse einer Indiziensuche. Berlin: lehmanns.

Werani, A. (2011): Investigating Inner Speech and Higher Psychological Functions through Speech Profiles. Journal of Activity-Theoretical Research in Germany, 5, Special Issue, http://psyjournals.ru/en/tatigkeitstheorie/index.shtml

Messing, J. & Werani, A. (2011): Psychologie sprachlos? Journal für Psychologie 19/1. https://www.journal-fuer-psychologie.de/index.php/jfp/article/view/20

Werani, A. (2010): The role of inner speech in higher mental processes. Cultural-Historical Psychology. 1, 7-17. http://psyjournals.ru/en/kip/2010/n1/Werani.shtml

Werani, A. (2010): Die Erforschung inneren Sprechens – ein Ergebnis aus einer empirischen Studie. Journal of Activity-Theoretical Research in Germany, 1, http://psyjournals.ru/en/tatigkeitstheorie/2010/n1/index.shtml