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Kulturhistorische Psycholinguistik

Banner Kulturhistorische Psycholinguistik

Ansprechpartnerin: Prof. Dr. Anke Werani

Kulturhistorische Psycholinguistik untersucht die sprachliche Tätigkeit des Menschen stets im Spannungsfeld zwischen sozialen und individuellen Kontexten.

Grundlegend kommt das menschliche Dasein nur in Sozialität vor; und damit ist alle menschliche Tätigkeit gesellschaftlich gebunden. Die Sozialität wird damit zum Ausgangspunkt der Forschung, in der individuelle, psychische Prozesse in Wechselwirkung mit ihren sozialen Prozessen betrachtet werden. Sprachliche Tätigkeit immer ein adressierter, aktiver Prozess zwischen mindestens zwei Individuen ist und zudem - wie jegliche Tätigkeit - grundsätzlich emotional gebunden. Betrachtet man die sprachliche Tätigkeit näher, werden zwei grundlegende Funktionen unterschieden:

Die erste Funktion betrifft das Sprechen für andere. Es handelt sich um einen interpsychischen Prozess zur Regelung des sozialen Verkehrs, der gemeinhin als Kommunikation bezeichnet wird. Betont wird die Gebundenheit der sprachlichen Tätigkeit an den soziokulturellen Kontext. In diesem Sinne gibt es keine isolierten sprachlichen Prozesse.

Eine Besonderheit ist, dass Sprechen auch an sich selbst gerichtet werden kann, womit sich die zweite Funktion zeigt. Beim Sprechen für sich selbst und der damit verbundenen Ausbildung höherer psychologischer Funktionen handelt es sich um einen verinnerlichten, intrapsychischen Prozess, als dessen Ergebnis das Bewusstsein als zentrale Kategorie psychischer Funktionen angesehen wird.

Angenommen wird, dass das Bewusstsein eine sprachliche Kategorie ist und dass unser Bewusstsein erst durch Sprache möglich ist. Sprechen auf sich selbst zu richten, eröffnet die Möglichkeit, auf höhere psychische Funktionen - vermittelt durch das Sprechen - einzuwirken.

Ziel der derzeitigen Forschung ist, kommunikativ-kognitiv-emotive Einheiten, die in verschiedensten sprachlichen Kontexten zwischen den Aktanten konstruiert werden, theoretisch zu erfassen und empirisch zu untersuchen.

Lektüreempfehlung

Bertau, Maire-Cécile & Werani, Anke (2011). Contributions to Cultural-Historical Psycholinguistics, Journal of Activity-Theoretical Research in Germany, 5, Special Issue, http://psyjournals.ru/en/tatigkeitstheorie/index.shtml

Bertau, Marie-Cécile (2011): Anreden, Erwidern, Verstehen. Berlin: lehmanns media.

Vygotskij, Lev S. (1934/2002). Denken und Sprechen. Weinheim und Basel: Beltz.

Werani, Anke (2011): Inneres Sprechen - Ergebnisse einer Indiziensuche. Berlin: lehmanns media.