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Lautwandel und Prosodie (DFG)

Frühere Studien haben gezeigt, dass diachroner Lautwandel synchron mit einer hörerseitigen Fehlwahrnemung dessen, wie der Sprecher Laute überlappen lässt oder sie koartikuliert, in Verbindung gebracht werden kann. Das Hauptziel des gegenwärtigen Vorhabens ist es, diese Idee auf sogenannte prosodisch schwache Umgebungen wie unbetonte Silben und unakzentuierte Wörter auszuweiten. Die zu testende Hypothese ist, dass die Fehlwahrnehmung der koartikulatorischen Timing-Verhältnisse zwischen Lauten in prosodisch schwachen Umgebungen wahrscheinlicher ist als in prosodisch starken. Es wird mit Techniken aus der Sprachsynthese gemessen werden, wie empfindlich Hörer auf den koartikulatorischen Einfluss von Sprachlauten reagieren: Die Vermutung ist, dass ihre Empfindlichkeit auf solche Einflüsse abnimmt, wenn dieselben Wörter oder Silben in prosodisch schwachen Umgebungen vorkommen. Diese Effekte werden mit deutschem Material getestet, das entworfen wurde, um drei bekannte Lautwandel zu simulieren: das Fronting hinterer Vokale in alveolaren Umgebungen, den gegenseitigen Einfluss von Vokalen aufeinander, der Vokalharmonie und Umlaut hervorgebracht hat, und Vokalkürzung vor Konsonantenclustern. Physiologische Daten über die Zungen-, Lippen- und Kieferbewegung wird in diesen drei Umgebungen gesammelt, um das Verhältnis zwischen Perzeption und Produktion von Koartikulation zu vergleichen. Das allgemeine, langfristige Ziel dieses Projekts ist es, unser Verständnis davon voranzutreiben, welche Rolle Sprachperzeption und ihr Verhältnis zur Sprachproduktion bei der Verbreitung diachronen Lautwandels in prosodisch schwachen Umgebungen spielen.